Die geistigen Hintergründe der Wetterbeeinflussung (Geoengineering)

- Eine christlich-esoterische Betrachtung eines Kulturphänomens -

 

 Autorin: Elisabeth Winterer, 2015

 

Waren es die Anschläge vom 11. September auf das World Trade Center, die uns mit Al Qaida den Islam in unser Bewusstsein brachten, so war es bei weitem nicht dieses Ereignis, das uns den Islam in unsere Kultur brachte. Die „Islamisierung des Abendlandes“, gegen die heutzutage mancherorts Demonstranten auf die Straße gehen, hat sich – wie wir sehen werden – schon viel früher ereignet. Wir profitieren heute in unserer Kultur in ungeahntem Maße davon. Sie erinnern sich: Am 11. September 2001 dachten viele: „Wenn das wahr ist, dann ist nichts mehr wie es war.“ Aber wie war es denn vorher? Und was hat sich – abgesehen von Al Qaida und IS-Terroristen – danach so grundlegend geändert, dass „nichts mehr ist, wie es war“? Was begann sich der Welt zu zeigen mit diesem Jahr eins nach der Jahrtausendwende, mit dem Beginn des neuen Jahrtausends, und war doch vielleicht schon lange Zeit vorher wirksam, nur wir wussten nichts davon? Das wirft die Frage auf nach dem Verlauf der Geschichte und den in ihr wirkenden Kräften und wie wir uns diesen Kräften verständnisvoll nähern können. Dazu soll hier zunächst einmal begonnen werden damit, dass wir auf die verschiedenen Zeitepochen blicken mit ihren entsprechenden Charakteristiken, um damit schon einmal auf die dahinter stehenden Kräfte hinzudeuten.

 

Verständnisvoll betrachten wir den ständig sich ereignenden Wechsel der Jahreszeiten in der Natur. Wir bemerken ihn an der wärmeren oder kälteren Temperatur, an den grünen, belaubten oder kahlen Bäumen und an der Länge oder Kürze des Tages. Auch gut nachvollziehbar ist der Rhythmus der christlichen Jahresfeste, der im Kultus in den Farben am Altar seine Widerspiegelung findet. So wechselt etwa die Farbe am Altar zu Michaeli von lila auf pfirsichblüt und die jeweilige Festeszeit hat ihre jeweils eigene Epistel. – Ganz anders die große Zeitepoche des neuen lichten Zeitalters, die das Kali Yuga 1899 abgelöst hat. Das Kali Yuga hat unsere Zeit für ungefähr 5000 Jahre geprägt. Dieses neue lichte Zeitalter überschneidend haben wir Zeitepochen, die mit sieben Erzengeln in Verbindung stehen, die als Epochengeister für jeweils 354 Jahre die Regentschaft übernehmen. Für die heutige Zeitepoche, die 1879 begann, ist der Erzengel Michael der herrschende Geist der Epoche. Davor war Gabriel der Zeitenengel und danach wird es Oriphiel sein. Den Erzengel Michael kennen wir nicht erst seit dem Beginn seiner jetzigen Regentschaft. Als Ritter Georg, der den Drachen besiegt, ist er in seiner Wirksamkeit lange bekannt. Durch Rudolf Steiner ist unser Blick auf Michael erweitert worden. Im 15. Jahrhundert gab es in der geistigen Welt eine Michael-Schule und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Kampf Michaels mit den Geistern der Finsternis. Dieser Kampf endete mit dem Sieg Michaels und dem Sturz der Geister der Finsternis. Ausgestoßen aus der geistigen Welt waren sie fortan auf der Erde und somit unter die Menschen gefallen. Mit ihnen haben wir nun zu rechnen.

 

Einigermaßen überschaubar ist der natürliche Wechsel der Jahreszeiten und der christlichen Jahresfeste. Wir können uns darauf einstellen und unser Handeln darauf ausrichten. Schwieriger ist das mit solch großen Epochen wie dem Kali Yuga und dem folgenden lichten Zeitalter und Epochen, die unter Engelsregentschaften stehen. Wie können wir sie so erkennen, dass wir auch hier mit unserem Handeln uns harmonisch, sinnvoll in die Zeit eingliedern?

 

Fragen wir uns zunächst, welche Symptome sich in unserer Zeit zeigen, die vielleicht etwas mit dem ureigenen Charakter dieser Zeit zu tun haben. Was hat sich ereignet? Was bringen die Nachrichten? Was steht in den Zeitungen?

 

Da gibt es zu bestimmten Zeiten in den Medien dominante Themen wie etwa die Ebola-Epidemie, die Ukraine-Krise, der Terroranschlag auf Charlie Hebdo oder die Pegida-Demonstrationen. Hier für unsere Fragestellung, die sich auf hinter- oder untergründige Kräfte richtet, sollen aber nicht diese Ereignisse, sondern einige speziell ausgewählte Nachrichten angeführt werden. Wir werden später sehen, wie sie mit unserem Thema zusammenhängen.

 

Nachricht 1, Berlin, 30.6.2006: Um 17.00 Uhr wurde im Berliner Olympiastadion das Viertelfinalspiel der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Argentinien angepfiffen. Die äußeren Bedingungen für dieses Spiel: Leicht bewölkter Himmel mit nur gelegentlichem Sonnenschein bei einer Temperatur etwas über 20 Grad, aber kein Regen. Ideales Fußballwetter also, wie aus dem Lehrbuch. Wie das? Wenn man am gleichen Tag die Morgenzeitungen studiert hatte, hatte man eigentlich vollkommen anderes Wetter erwartet – wolkenlosen Himmel, strahlenden Sonnenschein und Mittagstemperaturen um 27 Grad, am Nachmittag eher noch etwas mehr. Ein solches Wetter hätte natürlich die wärmegewohnten Südamerikaner begünstigt, aber wir wollen nichts gesagt haben… Am Ende ist Deutschland sowieso nur „Weltmeister der Herzen“ geworden.[1]

 

Nachricht 2, Moskau: Es ist allgemein bekannt, daß die Machthaber in der Sowjetunion stets dafür gesorgt hatten, daß es zu den Militärparaden am 1. Mai in Moskau schönes Wetter gab, ebenso bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Moskau. Sie ließen potentielle Regenwolken rechtzeitig von Flugzeugen aus mit Silberjodidkristallen in einer Acetonlösung „impfen“, so daß sie sich außerhalb von Moskau abregnen konnten.[2]

 

Nachricht 3, Stuttgart, 5.9.2006: Ein Parkplatz der General Aviation am Flughafen Stuttgart. Zwischen ein paar Dutzend schmucker Privatflugzeuge steht hier auch die 31 Jahre alte, weiß-blau lackierte Partenavia P 68 von Rainer Schopf. Er ist einer von vier Hagelfliegern in der Bundesrepublik, zu denen auch Kollegen im oberbayerischen Rosenheim gehören. Wenn über Schopfs Einsatzgebiet schwere Gewitterwolken heranrücken und Hagel droht, heben er oder sein Compagnon ab – bis zu 30 mal pro Jahr, zwischen Ende April und Mitte Oktober. Bezahlt von der Stadt Stuttgart und den umliegenden Landkreisen, von Obst- und Weinbauverbänden und von DaimlerChrysler. Der Autokonzern hat im Großraum Stuttgart viele tausend Neuwagen unter freiem Himmel geparkt.[3]

 

Nachricht 4, Peking, 2010: Mit ihrem bisher größten Einsatz haben Chinas „Regenmacher“ die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking vor einem drohenden Gewitter bewahrt. Wie erst am Samstag bekannt wurde, feuerten chinesische Wetterspezialisten 1104 Raketen mit Silberjodid von 21 Stellen in die Regenwolken, die sich bedrohlich dem Nationalstadion mit 91.000 Gästen näherten.[4]

 

Mehr als 32.000 Menschen sollen in China damit beschäftigt sein, das Wetter zu manipulieren. Das Ziel: blauer Himmel und gelegentlicher Regen.[5]

 

Waren Ihnen diese Nachrichten bekannt, wie es der Autor der zweiten Nachricht unterstellt? Wie fühlt sich das an, wenn man solche Nachrichten hört? Ist das „in Ordnung“? Welche Ordnung liegt dem zugrunde?

 

Zunächst kann man feststellen, diese Ereignisse sind legal, das heißt im Rahmen der staatlichen Gesetze „in der Ordnung“. Nun möchte ich eine Person, die für die Rechtmäßigkeit der Gesetze für eine gewisse Zeit einstand, herausgreifen: Christian Wulff. Als er Bundespräsident war, war es seine Aufgabe, neuen Gesetzen durch seine Unterschrift Gültigkeit zu verleihen. An zweierlei werden Sie sich im Zusammenhang mit Christian Wulff erinnern: an seinen Rücktritt und an seine Äußerung zum Islam: „Der Islam gehört zu Deutschland“. Diese Äußerung, die zu Beginn des Jahres 2015 durch Angela Merkel bestätigt wurde, ist damals wie heute umstritten. Wir können uns durch ein paar Fakten der These nähern:

 

- In Stuttgart gibt es etwa 20 Moscheen, in denen rund 5600 Muslime ihre Freitagsgebete verrichten. In Pforzheim gibt es eine besonders schöne Moschee, die 1992 errichtet wurde. In Baden-Württemberg gibt es etwa 650 000 Muslime, in ganz Deutschland ca. 4 Millionen.

 

- Christian Wulff hatte als Ministerpräsident des Landes NRW die erste muslimische Ministerin in einer deutschen Landesregierung. Auch die baden-württembergische amtierende Integrationsministerin Bilkay Öney ist Muslima (Alevitin).

 

- Vor 16 Monaten gab es in Baden-Württemberg auch die erste muslimische Vorstandsfrau eines CDU-Stadtverbands in der Nähe von Karlsruhe (Waghäusel). Bekannt wurde sie allerdings über den Ortsverband hinaus erst, als sie wegen Schmäh- und Drohbriefen nach etwas mehr als einem Jahr Amtszeit zurücktrat.

 

Wir sehen: In unserer Gesellschaft, in der Politik, sind die Muslime angekommen. Aufgrund dieser Fakten kann man sagen: Wulff hatte recht. Er sagte damals aber auch: Das Christentum gehört zu Deutschland und das Judentum gehört auch zu Deutschland. Und neuerdings eben auch der Islam. Das sind die drei großen monotheistischen, abrahamitischen Weltreligionen.

 

Alle diese drei Religionen führen auf den gleichen Stammvater Abraham zurück. Das Judentum hat sich durch die Generationen hindurch seit Abraham weitgehend unverändert erhalten. Es soll uns jetzt nicht weiter beschäftigen. Das Christentum entstand aus einer Generationenfolge, die vom Evangelisten Matthäus exakt beschrieben worden ist: drei mal vierzehn Generationen von Abraham bis Christus. Abraham zeugte Isaak, Isaak zeugte Jakob usw. Nun würde man vielleicht erwarten, der Letzte in der ganzen Generationenfolge sei Jesus, von dem wir ja zwei Geburtsgeschichten haben. Erstaunlicherweise ist er aber in der dritten 14-Personen-Folge der 13. und der 14., den Matthäus anführt, ist Christus. Unübersehbar: der Letzte in der Reihe der Söhne ist Christus. Rudolf Frieling[6] weist auf diesen Sachverhalt hin, denn dadurch unterstreicht Matthäus die Gottessohnschaft, die aus einer eigenständigen Sohnschaft abgeleitet wird, aus derjenigen des Christus, dessen irdische Existenz mit Jesu Taufe am Jordan beginnt.

 

Das Christentum hat sein Fundament in dieser Gottessohnschaft. Ganz anders der Islam. Mohammed weist mit scharfen Worten diejenigen zurecht, die Allah einen Sohn zusprechen wollen:

 

Im Koran, Sure 19,89 heißt es: „Wahrhaftig; ihr habt da etwas Ungeheuerliches getan! Die Himmel möchten wohl darob zerreißen und die Erde auseinanderbersten und die Berge in Trümmer zusammenstürzen, weil sie dem Gnadenreichen einen Sohn zugeschrieben haben.“

 

Und in Sure 4,171: „Allah ist nur ein Einiger Gott. Fern ist es von Seiner Heiligkeit, dass Er einen Sohn haben sollte.“

 

Im Unterschied zur Schilderung der Generationenfolge im Matthäus-Evangelium gibt es von Abraham bis Mohammed keinen nachvollziehbaren Stammbaum. Berichtet wird in der Genesis von der Geburt des ersten Sohnes von Abraham, der später unter Umar II. (reg. 717-720) zu einem der Stammväter Mohammeds erklärt wird. Dieser ist aber der außereheliche Sohn des Abraham, genannt Ismael, den dieser mit Einwilligung und auf Anraten seiner bis dahin kinderlosen Ehefrau Sara mit deren Magd Hagar zeugt. Beide, der Magdsohn Ismael wie auch der danach geborene rechtmäßige Sohn Isaak werden von Gott gesegnet: Aus ihnen sollen viele Völker hervorgehen, dass ihre Nachkommen nicht zu zählen sind. Aber aus Isaak – so der Segen – werden Könige hervorgehen. Und den Bund will Gott mit Isaak aufrichten. Dieser Unterschied der Herkunft und des Segens wird noch verstärkt durch den Unterschied, der aus der Bedeutung hervorgeht, die einerseits Matthäus der Gottessohnschaft Christi und andrerseits Mohammed der Sohnlosigkeit Allahs beimißt.

 

Wie verhält sich der gläubige Moslem rechtmäßig zu seinem Gott, dem Alleinigen, dem Gnadenreichen, der keinen Sohn hat?

 

Im Koran Sure 19,94 ist es angegeben: „Da ist keiner in den Himmeln noch auf der Erde, der dem Gnadenreichen anders nahen dürfte denn als Diener.“ So heißt auch das Wort „Moslem“ übersetzt: der sich Unterwerfende; oder auch: sich Hingebende.

 

Wie ist demgegenüber das Verhältnis anzusehen, das in den Evangelien überliefert wird von Christus, dem Sohn, zu Gott, seinem Vater?

 

Im Hohepriesterlichen Gebet sagt der Christus: „Und nun verkläre mich du, Vater, bei dir mit der Glorie, die ich hatte, ehe noch die Welt bei dir war,“ (Joh. 17,5). Und: „… denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (17,24). Wenn Gott die Liebe ist (1.Joh. 4,8), so gehört zu diesem Ich ein Du und zwar schon von Ewigkeit her, also vor der Weltschöpfung.

 

Zu seinen Jüngern spricht Christus: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte … Euch habe ich Freunde genannt; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, das habe ich euch zu erkennen gegeben.“ (Joh. 15,15) [7]

 

Im Unterschied zu dem unterwerfenden Diener-Verhältnis des Moslem zu Allah ist dasjenige des Christus als ein Verhältnis der Nähe, des Vertrauens, der Liebe zu bezeichnen, sowohl zu Gott, seinem Vater, als auch zu seinen Jüngern.

 

Nun interessieren uns die Konsequenzen, die dieses unterwerfende Verhältnis für die Muslime hat. Was bedeuten die „Unterwerfungs-Suren“ 19,94 (s.o.) und 48,29: „Du siehst sie sich verneigen und niederwerfen, Huld begehrend von Allah und Wohlgefallen. Ihre Merkzeichen auf ihren Angesichtern sind die Spur der Niederwerfung“? Wir kennen alle die Bilder der im Gebet knienden Muslime in den Moscheen: Rücken an Rücken, zur Erde gewandt. Dieses Bild gesteigert: die Knienden, den Staub der Erde an der Stirn. Der einsam thronende Allah blickt nur herab auf die Rücken der im Staub Liegenden. Er hat kein Du, kein Angesicht sich gegenüber. Dieses Bild aber in einer anderen Weise gedeutet zeigt, was im Islam (bzw. Arabismus) bis heute als Merkmal vorhanden ist, nämlich die Zuwendung zur Erde. Dieser Gott erwartet keine theologischen Diskurse, er erwartet das Beschäftigen mit der Erde. Eine reichhaltige Wissenschaft in vielerlei Fachrichtungen ganz orientiert an der Erde ist die Frucht dieser Hinwendung zur Erde.

 

Ein Zweites ist aus diesem Bild der knienden Betenden abzuleiten: Auf die Frage, was ein guter Moslem zu tun habe, antwortet der Koran: beten. Für das Gebet existieren viele klare Vorgaben, wie etwa die, dass der Moslem 5 mal täglich zu beten habe zu bestimmten Zeiten, die am Sonnenlauf orientiert sind, das heißt, die Gebetszeiten ändern sich entsprechend über das Jahr. Die Gebete sind vorgegeben und es gibt auch noch weitere Bedingungen wie etwa Muslim sein, Reinheit, Kleidung, Gebetsrichtung nach Mekka. Ein Mensch, der ein guter Moslem sein will, wird also sich an diese Angaben halten und täglich mehrmals beten. Er wird seine Aufmerksamkeit auf die Bedingungen des rechten Gebetslebens richten und seinen Alltag darauf hin ausrichten.

 

Auch im Gesamtwerk von Rudolf Steiner kann man zahlreiche Angaben finden zu verschiedenen Übungen, die man machen kann. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Übung, die in den sogenannten Nebenübungen enthalten ist, die Willensübung. Dazu gibt Rudolf Steiner an, dass zu einer vom Übenden selbst ausgewählten Tageszeit eine einfache Handlung völlig frei, d.h. ohne Bezug zu alltäglichem Nutzen, ausgesucht, geplant und einige Zeit später ausgeführt wird. Diese Übung stärkt den Willen.

 

Was aber bedeutet die täglich ausgeübte Gebetspraxis der Moslems? Sie planen ihre Gebetszeit entsprechend dem sich verändernden Sonnenlauf. Und sie üben eine Handlung, die keinen alltagspraktischen Nutzen hat. Sie führen diese nicht nur einmal, sondern fünfmal täglich aus. Und das nicht nur vereinzelt, sondern weltweit eine millionenfache Zahl von Menschen! Eine enorme Willenskraft muss sich in diesen Menschen heranbilden.

 

Diese Befeuerung des Willens durch das Gebet kann einer der Gründe sein, womit zu erklären ist, wie nach Mohammeds Tod 632 in kürzester Zeit der Islam sich über die Arabische Halbinsel hinaus ausbreiten konnte nach Nordafrika, Spanien bis nach Frankreich hinein, wo er erst bei Tours und Poitiers – also mitten in Frankreich – aufgehalten werden konnte. Aber auch nach Norden und Osten breitete er sich aus bis an den Indus. Zu dieser gigantischen militärischen Leistung der Ausbreitung kommt auch noch eine andere außerordentliche Leistung des frühen Islam hinzu, die unter dem Stichwort „Arabismus“ zusammengefasst wird. Frieling beschreibt dies so: „Nachdem die anfangs noch reichlich primitiven Beduinen-Scharen sich auf den gepflegten Böden hoher Kulturen erobernd niedergelassen haben, gehen sie an die geistige Eroberung der Bildungsgüter jener Länder und bauen auf deren Grund eine eigene charakteristische Kultur auf.[8] Es kommt zu einer außerordentlichen Kulturblüte. Angesprochen war der Intellekt, der sich großartig entfaltete, ein Intellekt, der die Welt ergreift – wie dies die Zuwendung zur Erde in der Gebetshaltung ins Bild bringt. Deren Exponent ist der Kalif von Bagdad Harun al Raschid, der von 786 bis 809 regierte. Über ihn spricht Rudolf Steiner voller Anerkennung: „Da lebte in der Zeit, wo in der europäischen Geschichte von Karl dem Großen die Rede ist, in Asien, in Bagdad in einem wunderbaren Glanz, in großartiger orientalischer Bildung Harun al Raschid …An Harun al Raschids Hofe war alles, was dazumal an vorderasiatischer, überhaupt an asiatischer Bildung vorhanden war, zwar getaucht in Mohammedanismus, aber es war alles, was an Bildung gegeben war, vorhanden: Mathematik, Philosophie, Architektur, Handel, Industrie, Geographie, Medizin, Astronomie, alles wurde von den erleuchtetsten Geistern Asiens am Hofe des Harun al Raschid betrieben. Heute haben die Menschen wenig Begriffe davon, wie gewaltig und großartig das war, was am Hofe Harun al Raschids getrieben worden ist. Da ist zunächst Harun al Raschid selber; nicht ein unverständiger Herrscher, der nur heranzog die großartigsten Weisen Vorderasiens, um zu glänzen, sondern eine Persönlichkeit, zwar in religiöser Beziehung ganz hingegeben dem Mohammedanismus, aber offen und frei für alles dasjenige, was orientalische Zivilisation brachte und hatte. Während Karl der Große notdürftig schreiben und lesen gelernt hat, war ein viel größerer Glanz am Hofe von Bagdad, ja es war gar nicht zu vergleichen mit Karl dem Großen, was eben dort von Harun al Raschid geleistet worden ist.“[9]

 

Wie ist das zu verstehen, dass in der Aufzählung der Fachdisziplinen des Bagdader Hofes „Industrie“ erwähnt wird? Harun al Raschid und Karl der Große waren Zeitgenossen, aber sie waren sich nie persönlich begegnet. Es wird aber berichtet, dass Harun al Raschid eine Gesandtschaft Karl des Großen empfing und dieser ein Geschenk an Karl den Großen übergab, das uns eine Vorstellung der „Industrie“ geben kann, die hier gemeint ist. Er schenkte ihm einen indischen Elefanten und eine kunstvolle Wasseruhr mit Stundenschlag und Automatenwerk.

 

Wie stellen wir uns diesen Hof in Bagdad vor? Wieviel Zimmer, Gelehrtenstuben, Studierstuben, Werkstätten, Labors usw. wird er wohl gehabt haben? Wieviel Künstler und Wissenschaftler sind ein- und ausgegangen? Und wie wird wohl der Kalif sich der Künste seiner Wissenschaftler vergewissert haben, wie wird er sie unter seiner Herrschaft zur Anwendung gebracht haben? Wie hat er sie gefördert? Wie war ihm das alles möglich? Hohe Tribute waren der Preis, den Eroberte zu bezahlen hatten. Und er war keineswegs fertig mit Eroberungen. Doch dann stirbt er 809 bei einem Feldzug. Was für ein Leben eines glanzvollen Herrschers, beendet mit 46 Jahren durch Waffengewalt! Aber nur die physischen Bedingungen stehen ihm jetzt nicht mehr zur Verfügung. Der Leib ist ihm kein Werkzeug mehr, aber der Geist schafft weiter. Das nächste Ereignis, bei dem das zum Ausdruck kommt, ist ein Konzil in der geistigen Welt, von dem wir durch Rudolf Steiners Forschungen Kenntnis haben. Während irdisch das achte allgemeine Konzil 869 in Konstantinopel tagte, traf in einer Art himmlischen Konzil Harun al Raschid und sein Ratgeber auf die Persönlichkeiten, die ebenso wie er schon durch die Pforte des Todes gegangen waren und die gut kannten, was Christentum war und auch schon vor dem Mysterium von Golgatha war. Zu diesen Persönlichkeiten gehörten manche aus dem Kreise von Artus Tafelrunde sowie Alexander der Große und Aristoteles. „Da war von dem im christlichen Sinne wirken wollenden Aristoteles und Alexander viel Mühe aufgewandt, den Arabismus, der in den Individualitäten von Harun al Raschid und den anderen lebte, zu besiegen. Es ging nicht. Die Individualitäten waren nicht dazu geeignet.“ [10] Unbesiegt ging Harun al Raschid aus diesem geistigen Kampf hervor. Was strebt eine Persönlichkeit, durchdrungen von solch einer Kraft, im weiteren Verlauf der Geschichte an? Das zu verfolgen – sagt Steiner[11] – ist von allergrößter Bedeutung. Was durch den Tod verlorengeht, ist der Leib. Was nicht verlorengeht, ist der menschliche Geist. Und der von Harun al Raschid wollte viel: Einfluss nehmen, die Welt gestalten, beherrschen, aber vor allem kennenlernen mit all den verschiedenen Wissenschaften. Und er wollte den Menschengeist auch durch den Mohammedanismus und künstlerisch mithilfe von vielen Dichtern bilden. Dieser großartige Geist aus der Zeit Karls des Großen kommt wieder auf die Erde und erscheint später mitten im christlichen Europa, aber indem er durchgetragen hat durch das Leben zwischen Tod und neuer Geburt seinen Arabismus, das heißt, seinen abstrakten Intellektualismus, der nur einen allgemeinen Gott kennt, der in weiter Ferne thront. Mit bekannten Intentionen, aber in völlig neuem Lebensumfeld von Bagdad nach Mitteleuropa versetzt – wen finden wir da vor? Er wird 1561 in England als Francis Bacon geboren, studiert Rechtswissenschaft und wird Politiker. In der Zeit der Regentschaft der Elizabeth I. wird er bereits als 23-Jähriger Mitglied des House of Commons, dem er 30 Jahre lang angehört. Nach dem Tod Elizabeths unter ihrem Nachfolger James I. macht er alles durch, was man als glänzende Karriere bezeichnen kann. Die Krönung dieser nach dem Ritterschlag 1603 ist die Beförderung zum Lordkanzler 1618, der Erhalt eines erblichen Adelstitels, womit er jetzt Lord Baco von Verulam heißt und schließlich wird er noch 1621 zum Viscount St. Alban erhoben. Jetzt ist er 57 Jahre alt. Dies ist die Zeit des dritten Mondknotens. Wenig später wird er der Bestechlichkeit bezichtigt. (Das kommt uns bekannt vor!) Da er sich im Verlauf seiner Karriere auch einige Feinde geschaffen hat, verwundert es nicht, dass es zu einem Prozess kommt und er verurteilt wird. In der Folge wird er vom Hof James I. verbannt. Damit ist er aller seiner äußerlichen Tätigkeitsfelder beraubt!

 

Was macht eine solche machtvolle, geistvolle Person jetzt? Er verlegt alle äußere Tätigkeit in eine schriftstellerische. Auf dem Familiensitz in Gorhambury nahm er seine bereits als 30-Jähriger begonnene Tätigkeit als philosophischer Schriftsteller wieder auf. Neben verschiedenen anderen Schriften interessieren uns hier vor allem die jetzt entstandene Schrift „Novum organon scientiarum“ und die von ihm schon früher verfasste Utopie „Nova Atlantis“.

 

Mit der ersteren, einer wissenschaftlichen Schrift, verfasst er ein Werk, das als Methodenlehre die Grundlage für die gesamte moderne Naturwissenschaft abgibt. In ihr kommt wieder zum Vorschein, was als Arabismus im Geiste Harun al Raschids in Weltbezogenheit und abstrakter Intellektualität lebte. Rechte Wissenschaft müsse sich verschiedener Vorurteile entledigen. Wirkliche Erkenntnis sei reale Abbildung der Natur, ohne verfälschende Vorstellungen oder Idole. Was als Idol anzusehen ist – und demnach unwissenschaftlich sei – fasst nun Francis Bacon in vier Kategorien:

 

– Idola Specus: Täuschungen, die sich in dunklen Tiefen des Individuums ergeben

 

– Idola Theatri: Irrtümer aus überlieferten Lehrsätzen, die aber nur aus der Tradition stammen

 

– Idola Fori:       Trugbilder aus sprachlichen Gewohnheiten, die an die Stelle der Dinge nur Worte setzen

 

– Idola Tribus:   Trugbilder des menschlichen Verstandes aus Fehlschlüssen durch Affekte des Forschers selbst

 

Nun soll es hier nicht darauf ankommen, diese Kriterien Bacons zu verstehen, sondern was Bedeutung – weltgeschichtliche Bedeutung – hat, ist die Tatsache, dass diese Kriterien in den Wissenschaftsbetrieb Einzug hielten und bis heute (!) darin leben. Sie sind es letztlich, die der materialistischen Wissenschaft die Wege ebneten und alles Spirituelle, das noch in der Scholastik lebte, verbannten. Nun ist das aber keineswegs nur ein Unglück für die Weltentwicklung sondern im Gegenteil von der geistigen Welt gewollt! Steiner weist sogar darauf hin, dass Bacons Inspirationen ebenso wie die Shakespeares und Jakob Böhmes von derselben Initiiertenpersönlichkeit stammen.[12] Es liegt in der Lehre von den Idolen der ganze Umschwung des Zeitalters des 16./17. Jahrhunderts[13]: weg vom Wort, aus dem früher die Erkenntnis, die Kraft geschöpft worden war, hin zur rein äußerlich sinnlich gegebenen Sache. Das ist die außerordentlich bedeutende Tatsache, wodurch es bereits in dieser frühen Zeit zu einer „Islamisierung des Abendlandes“ gekommen ist.

 

Die weitere Schrift Baco von Verulams, auf die wir hier eingehen wollen, ist die schon erwähnte „Nova Atlantis.“ „[Sie] ist eine Schrift, die in utopischer Weise die zukünftige Form der menschlichen Gesellschaft schildert, in der die Natur von dem Menschen vollständig überwunden sein und der Menschengeist allein herrschen wird. Es werden alle Naturgesetze aufgefunden sein, der Mensch wird alle Wirkungsweisen kennen; daher werden ihm auch alle Kräfte untertan und in seinem Dienste sein.[14] In dieser Gesellschaft ist der Mensch also völlig der Abhängigkeit von der Natur entbunden.

 

Welcher konkrete Fall der Abhängigkeit fällt uns da ein? Die Sonne geht unter und es wird dunkel. 1614, als Baco von Verulam seine Utopie verfasste, war das noch eine ganz andere Situation als heute. In den Wohnungen, in den Straßen, in den Kaufhäusern, Fabriken, Kliniken – überall ist heutzutage die Nacht mindestens beinahe taghell – dank unserer modernen Stromerzeugung und technischer Lichtquellen. Wir brauchen keine Natur mehr; auch ohne Sonne ist es hell. Hier hat Baco von Verulams Traum sich also bereits erfüllt. –

 

Eine andere Naturgegebenheit ist die Schwerkraft. Wir können – wir konnten – uns nicht einfach über den Erdboden erheben. In Bacons utopischer Welt gibt es daher Luftschiffe. Sie sind heute kein Traum mehr, sondern Wirklichkeit. – Zu seiner Zeit war es gerade mal 100 Jahre her, dass Kolumbus und Vespucci mit Segelschiffen über den Atlantik segelten. Zu viel oder zu wenig Wind war ein Überlebensfaktor. Aber auch im strategischen Fall konnte das Gesehenwerden durch die Segel über Leben und Tod entscheiden. Was macht man da? Man braucht ein Unterseeboot. Was Baco von Verulam gedacht hatte, heute ist es eine Gegebenheit. – Steiner, der diese Dinge aufzählt und von Baco von Verulam sagt, dass er der große Inaugurator auch der praktischen Materialistik bis hin zu ganz praktischen Mechanismen ist, er konnte noch sagen: „Ein heute noch unerfülltes Ideal, wir finden es bei Bacon: künstlich Wetter zu machen. Man wird es machen![15]. Das sagte Steiner vor ziemlich genau 100 Jahren. Und wie sieht es heute damit aus? Erinnern wir uns an die vier Nachrichten vom Anfang dieser Ausführungen! Wir sind heute bereits in einem Ausmaß Wettermanipulationen ausgesetzt, wie es viele noch gar nicht ahnen. Hier haben wir die geistigen Grundlagen dieser Bestrebungen, den geistigen Vater von Hagelfliegern und weit mehr. Das Wetter ist heute keine reine Naturgegebenheit mehr.

 

Wie entsteht Entwicklung in der Menschheitsgeschichte, wodurch kommen Veränderungen zustande? Am Beispiel von Harun al Raschid und seinem europäischen Leben als Francis Bacon können wir sehen, worauf Steiner hinweist. Nicht die „normale“ Geschichte, die die Wirkungen auf Ursachen zurückführt, wie etwa den Beginn des 1. Weltkriegs auf den Mord von Sarajevo, zeigt, worum es geht. „Fable convenue“ nennt Steiner solch eine Geschichtsschreibung. Will man die wirklich hinter der Geschichte stehenden Kräfte verstehen, so muss man tiefer in das Leben hineinschauen, so wie das möglich ist, wenn man die früheren Erdenleben mit einbezieht. „Denn tatsächlich, das ist das Geheimnis für die sonderbare Entwicklung des naturwissenschaftlichen Denkens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dass fast sämtliche Träger dieser mehr ursprünglich denkenden und fühlenden naturwissenschaftlichen Strömung in ihrem vorigen Erdenleben Araber waren.“[16]

 

Auch Comenius, Darwin, Häckel, Woodrow Wilson, Feuerbach gehören hier her.

 

Wir haben begonnen damit, dass wir uns die Zeit, in der wir stehen, bewusst gemacht haben mit der Frage, wie wir die Zeit und die in ihr wirkenden Kräfte verstehen können, um uns harmonisch und sinnvoll in sie eingliedern zu können. Der Erzengel Michael ist derjenige, der unsere Zeit als Zeitgeist „regiert“. Aber er regiert nicht mehr wie zu früheren Zeiten mit dem Schwert, sondern freilassend. Er tritt - bildlich gesprochen - den Drachen unter seine Füße, statt ihn zu töten. Die heutigen Drachenkräfte als solche zu verstehen und im Sinne des Erzengels Michael zu beherrschen - das ist unsere „Utopie“.

 

 



[1] http://www.mediamaritim.de/blog/2013/02/17/wem-gehort-das-wetter/

[2] dito.

[3] SWR2, Wissen 5.9.2006: Die Wettermacher

[4] Die Süddeutsche, 17.5.2010, 21:39, 1104 Raketen für gutes Wetter

[5] Die Süddeutsche, 17.5.2010, 21:41, Die Wettermacher

[6] Rudolf Frieling: Christentum und Islam. Der Geisteskampf um das Menschenbild. Fischer Taschenbuch 1981

[7] Übersetzung nach Frieling, aaO.

[8]  Frieling, aaO.

[9]GA 239, Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, V. Band, 1924

[10] GA 238, Seite 53, Rudolf Steiner: Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, IV. Band, 1924

[11] dito.

[12] GA 196, Rudolf Steiner: Geistige und soziale Wandlungen in der Menschheitsentwickelung, 1920, Seite 147f

[13] vgl. GA 307, Rudolf Steiner: Gegenwärtiges Geistesleben und Erziehung, 1923, Seite 99f

[14] GA 1d, Rudolf Steiner: J.W.Goethe. Naturwissenschaftliche Schriften Band IV, 1897, Seite 284 Anm.

[15] GA 170, Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte, 1916, Seite 268

[16] GA 235, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge, I. Band, 1924, Seite 138